Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 171

1898 -
— 171 — b) Der Kampf mit dem Kaiserreich. Ha. Napoleon konnte also nicht, wie er geglaubt hatte, rasch in Deutschland einfallen. — Aber dafür rücken die Deutschen vor. Das Lesestück: „Der Triumphzug und d e r T h r ä n e n -zug" wird gelesen und besprochen: „Wörth" — das Lesestück handelt von dem Abend nach der Schlacht bei Wörth 1. Der Triumphzug: a) die Begeisterung der deutschen Soldaten; b) der preußische Kronprinz; c) der Besuch bei dem feindlichen General; d) das Bild der Verwüstung. 2. Der Thränenzug: a) die Gefangenen; b) die Behandlung der Gefangenen; c) der Verwundete; d) woher die vielen Gefangenen kamen. Die Besprechung des Lesestücks nötigt zu folgenden Schlüssen: Die dritte Armee (Süddeutsche, Preußen, Thüringer) unter dem preußischen Kronprinzen war von der bayrischen Pfalz aus nach Süden gerückt, hatte die damalige französische Grenze, die Nordgrenze des Elsaß, überschritten (hier wird die Schlacht bei W e i ß e n b u r g eingeschoben) und hatte bei Wörth die Franzosen (unter Mac Mahon) gänzlich geschlagen. Viele Franzosen fallen in Gefangenfchaft (Turkos!). Das französische Heer flieht durch die Vogesen nach Frankreich hinein, (Karte) auf Chalons an der Marne zu. Zusammenfassung: die Siege beiweißenburg und bei Wörth (6. August). Die erste und zweite deutfche Armee ist natürlich auch nicht stehen geblieben. — Die erste rückt nach Süden, die zweite nach Südwesten. Sie bekommen Fühlung mit einander in der Nähe des Ortes, wo das erste Gefecht stattgefunden hat. — Bei Saarbrücken. Die Schlacht bei ©sicheren (ebenfalls am 6. August) wird besprochen. Dann wird das Gedicht: „Dietrompete von Vionville" durchgenommen. Was erfahren wir aus dem Gedicht? Französisches Fußvolk und französische Artillerie beschossen die deutschen Truppen dermaßen, daß ein Regiment Kürassiere und ein Regiment Ulanen (eine Brigade) den Befehl erhielt anzugreifen. Der Angriff erfolgte, die französische Infanterie und die Batterien wurden überrüten und zum Teil niebergehauen. (Nun konnten aber die deutschen Reiter boch nicht mitten im französischen Heere bleiben! —) Darauf mußten die Kürassiere und Ulanen umkehren und noch einmal durch die französischen Reihen hinburchjagen bis zurück in die beutsche Schlacht-

2. Abth. 2 - S. 160

1823 - Elberfeld : Büschler
Ico Vii. Ztr. Äom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823- des Angriffs und der Vcrtheidigung. Der Haupt Kampf- Platz war die Löbelbastei, an welcher wenige Erdschollen scnn wogten, welche nicht mit dem Blute eines Freundes oder Feindes benetzt wurden. Dennoch gewannen die Tür- ken nach und nach mehr Raum; Ende August hartem ste sich schon tn dem Stadtgraben festgesetzt, und am 4. Sep- tember ließen sie eine Mine unter der Burgbastei springen. Die halbe Stadt erzitterte davon, die Bastei selbst würde auf eine Länge von fünf Klaftern voneinander gerissen. Die Lücke war so groß, daß die Feinde Sturm taufen konn- ten ; sie wurden zurnckgefchtagen; sie stürmten an den folgenden Tagen mit neuer Wurb; noch hielt die Tapfer- keit der Besatzung Stand. Am 10. sprang die letzte Mure unter der Burgbaftei und der Riß wurde so groß, daß mehrere Feinde neben einander hindurch dringen konnten. Die Gefahr war aufs Höchste gestiegen, die Besatzung war durch Gefechte, durch Krankheiten und die täglichen Arbei- ten zusammengeschmolzen, der Graf Stabreuberg hatte schon Boten auf Boten an den Herzog von Lotbringen ge- sendet. Endlich, am Ilten, da man mit Zittern einen Sturm der Feinde erwartete, sahen die Wiener an den Bewegungen im feindlichen Lager, daß die Hülfe nahe scy; Abends 5 Uhr erschienen christliche Kriegsvölker auf dem Kalenberge und gaben ihre Ankunft durch einige Kano- nenschüsse zu erkennen. Der König Georg Sobieöky war an der Spitze tapferer Schaaren angekommen; die Cburfür- fürstcn von Sachsen und Baiern; ore Haufen des fränkischen Kreises unter dem Fürsten von Waldeck; der Herzog von Sachsen - Lauenburg und die Markgrafen von Baden und Bayreuth, der Landgraf von Hessen und dre Fürsten von Anhalt, und viele andere edle Fürsten ans Deutschland erschienen mit frischer Hülfe. Mit solchen Männern konnte es Karl von Lothringen wagen, gegen den Feind zu ziehen; doch war sein Heer nur 46,000 Mann stark. Am 12. September Morgens senkte sich die christliche Schlachtordnung vom Kalenberge herab. Der an der Donau gelegene Flecken Nußdorf wurde zuerst von den Kaiserlichen und Sachsen, die den linken Flügel hatten, an- gegriffen und, nach hartnäckiger Gegenwehr der Fernde, erobert. Unterdcß war am Nachmittage auch der König auf dem rechten Flügel in die Ebene hrnabgekommen und drafhicr auf die zahllosen Schwärme der türkisch nr.uterci. Wie ein Sturmwind stürzte er stch mit seiner polnischen Rcure- rei mitten in den Feind und durchbrach seine Reihen; aber die Tapferkeit riß ihn zu weit fort, er wurde mit den Seini- gen umringt und war in Gefahr, der Menge zu unterlw-

3. Abth. 2 - S. 297

1823 - Elberfeld : Büschler
297 Der Krieg von 1806. bedrohten linken Flügel eintreffend, warfen mit dem rühm- lichsten Heldenmuthe die letzten französischen Angriffe zurück. Beide Heere blieben auf dem Schlachtfelde, beide schrieben sich den Sieg zu; in der That aber war der Vortheil mehr auf Seiten der Verbündeten, und ein neuer Angriff am drit- ten Tage, so glaubte man allgemein, würde die Franzosen Zum Rückzuge gezwungen hahen Aber der russische Heer- führer, General Benningsen, glaubte seinem ermüdeten Heere so übermenschliche Anstrengung nicht zumuthcn zu dürfen, und zog sich nach Königsberg zurück. Auch die Franzosen wichen m ihre alte Stellung an der Passarge zu- rück, und es erfolgte nun eine Ruhe von beinahe vier Mo- naten, während welcher beide Heere sich verstärkten. Das arme preußische Land litt fürchterlich unter der Last von so viel hunderttausend Kriegern. Napoleon betrieb in dieser Zeitsehr eifrig die Belagerung der starken Festung Danzig in seinem Rücken, des Schlüs- sels der Ostsee. In derselben befehligte der General Kalkreuth, und vertheidigte sie bis in den Mai; als aber jede Verbindung mit der See abgeschnitten und kein Entsatz zu hoffen war, übergab er sie am 24. Mai unter ehrenvollen Bedingungen. Nun er,i, da der entscheidende Augenblick schon versäumt war, griffen die Russen und Preußen die Verschanzungen des französischen Heeres an der Passarge an. Sie fochten mit bewundernswerther Tapferkeit; allein durch die 30,000 Mann, die Danzig belagert hatten, verstärkt, und durch ihre starken Schanzen beschützt, hielten die Franzosen die Angriffe aus, unv griffen darauf selbst an. In unaufhör- lichen , blutigen Gefechten wurde vom 5. bis 12. Juni ge- kämpft , und an diesem Tage erfolgte die entscheidende Schlacht bei Friedland. Von früh Morgens bis um Mitternacht dauerte der grimmige Kampf. Bis nach Mit- tag war der Sieg auf Seiten der Rüsten; sie freuten sich seiner und vergaßen die Wachsamkeit, die auch dem Sieger nöthig ist. Da langten am Nachmittage die Heerhaufen von Ney und Victor und Napoleons Garden auf dem Schlacht- felde an und entschieden den blutigen Tag ; die Russen wur- den auf allen Seiten über den Allefluß zurückgeworfen, und wendeten sich nun gegen den Grenzfluß ihres Reiches, den Nie men. Am 19. Juni zog Napoleon in die Grenzstadt Tilsit ein, nachdem sein Heer schon am 16. Kömasbera besetzt hatte. u ö Der Friede zu Tilsit den 7. und 9. Juli 1807. — Eine Zusammenkunft der beiden Kaiser aus Osten und aus Westen auf dem großen Niemenflusse führte zu einem schnellen

4. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 203

1911 - : Crüwell
203 Wie das alte Jahr geschieden war, so zog das neue herauf. Es kam mit Wetterleuchten, das Jahr 1905. Drüben am Auob stand es blutrot am Himmel. Mit zornigen Worten, mit wütenden Schlägen trieb Hendrik Witboi die Seinen in das Feuer. Und in das Feuer stürmten die deutschen Soldaten mit Todesverachtung und mit Heldenmut. Der Sieg war unser. Die Hottentotten such- ten nach einem Ausweg. Nur einer war offen geblieben: der nach Osten, der Weg hinüber in das englische Gebiet. Und den nah- men sie. Er führte in die Gegend von Aminuis. Wir waren allein in Aminuis. Wir von der Mission, die Soldaten und die waffen- fähigen Betfchuanen. Hier standen wir, hier gingen wir zum Leben oder zum Tode. Von Westen, schon ganz in der Nähe, schwärmten in kleinen Räuberbanden die Hottentotten, gierige, schnelle Raubvögel. Bald von dort und bald voir da kainen die Meldungen wie Alarmrufe. Täglich ritten die Patrouillen aufs ungewisse hinaus, und am Abend kehrten sie mit derselben Ungewißheit nach Aminuis zurück. Es war eine schwüle, drückende Stimmung. In der Mitte des Monats, in der Nacht, meldeten zwei Betschuanen eine Bande Hottentotten, etliche Reitstnnden von der Station. Beim Morgengrauen sah ich eine Patrouille die Pferde satteln. Ein heißer Drang faßte mich, die Soldaten zu begleiten. Im Kriege liegt das Soldatenleben immer vorn auf der Klinge. Kurz entschlossen gab ich meinem Freunde Nachricht. Er reichte mir die Hand und sagte: „Auf Wiedersehen denn!" „Auf baldiges Wiedersehen," erwiderte ich flüchtig, so leichthin. Auf Wiedersehen?! Du kleines, schweres Wort! Du Räuber im Menschenleben! Was räuberst du und trennst du und reißt du auseinander unter den Menschen! Herz von Herz, Seele von Seele! Auf Wiedersehen?! Du kleiner Räuber, wie groß kannst du sein und wie bitter! Meinen Freund habe ich auf dieser Erde nicht mehr wiedergesehen. Und nicht mal das im Tode entschlum- merte Antlitz des Freundes habe ich wiedergesehen. Auf Wieder- sehen denn, Freund, dort in der Ewigkeit! — Wir ritten südwestlich. Erst eine Strecke durch die Steppe. Dann kam tiefer, roter Sand. Die Pferde stampften mühsam den Boden. Es wurde heiß. Eine weite Strecke ritten wir erst; dann stiegen wir ab und führten die Tiere am Zügel. Wir woll- ten sie schonen. Wieder eine Strecke — der Weg wurde etwas fester — faßen wir von neuein auf. Hier und da erblickten wir die Spuren von Hufen. Die Spur ging weiter und weiter. Unser Ritt war vergeblich. Wir hielten die Pferde an und beschlossen, zur

5. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 442

1911 - : Crüwell
442 207. Dic (Elf Don Xdejel. von Ernst Moraht. ~Xm Frühling des Jahres 1809 jagten auf phantastisch gezäumten ^ Gäulen die Husarenpatrouillen des Zchillschen Korps durch das preußische Land. Voran schlanke blondlockige Offiziere. Blutjung noch sind sie, und aus den Bugen blitzt ihnen eitel Beiterübermut und Feldfreude. Zitternd vor doppelter Bache, lieferten ihnen die Ltadt- väter die Kassen mit den öffentlichen Geldern aus. „Im Namen des Königs" forderte man sie, und zum Wähle seiner Loldaten sollten sie verwendet werden. Bber der König wollte von diesen Helfern nichts wissen. Unter dem mächtigen Willen des Empereurs verleug- nete er sie. 5o wurde aus Kriegsbeute Ltraßenraub. Und weiter jag- ten die Husarenpatrouillen. Im Sonnenlicht glitzert der Waffen Ltahl, und es ist, als ob die ersten Ltrahlen der Frühlingssonne den kraftlosen Lchlaf des geknechteten Volkes zu einem drohenden Lchütteln der ge- fesselten Glieder wandeln wolle. Uber ein Lonnenstrahl macht keinen Frühling. Nach einem Mo- nat schon schleppt sich ein elender Zug durch das Land. Der Nest der in Ltralsund niedergeworfenen Lchar, elf gefangene Offiziere, wanken wegmüde von einem Gefängnis zum andern: nach Braunschweig, nach Cassel, in die französischen Kerker, über Geldern nach Wesel. Cs waren blutjunge Männer. Ciner von ihnen, Ulbert von Wedel, war kaum achtzehn Fahre alt. Lchills Nuf waren sie freudig gefolgt. Sie waren dem vorgesetzten blind ergeben, der allein den Mut fand zur Betätigung der alten, fast begrabenen Kampfesfreude des Heeres. Dem Vlutbade in Ztralsund folgte die Erschießung der vierzehn ausgelosten Westfalen und der Transport von über fünfhundert Mann nach Brest auf die Galeeren. Dort schmachteten sie jahrelang in schmäh- licher Not, bis des Volkes Erhebung ihnen Nnno 1814 die ersehnte Freiheit gab. Die elf gefangenen Offiziere aber wurden wie Beute- tiere durch deutsche Gaue geschleppt, ein Wahrzeichen der furchtbaren rächenden Macht des Kaisers, bis sie am 16. Leptember 1809 den Heldentod starben. Ein blutiger Flecken auf dem Bilde Napoleons bleibt der Tag von Wesel. Nn ihm bekannte sich die ungezügelte Leidenschaft des Korsen zum Morde, vor der Welt suchte der Kaiser seine Bache mit einem Lchimmer des Bechtes zu umgeben. Ein Kriegsgericht wurde niedergesetzt, über die gefangenen Offiziere zu urteilen. Gleichzeitig aber erfolgte Befehl an Ferome, die Gefangenen avec eclat erschießen zu lassen. „Wegen Diebstahls mit offener Gewalt und wegen Ge- walttätigkeit auf öffentlichen Wegen und Zbaßen: de les traiter en

6. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 469

1911 - : Crüwell
469 Rud) die Preßfreiheit tat das Ihrige, um die damals ohnehin nicht klaren Köpfe noch mehr zu verwirren. In unserm Städtchen, das sich bis dahin mit wenigen Exemplaren von Magdeburger und Lerliner Zeitungen begnügt hatte, erschienen mit einem Male zwei Zeitungen, die einen erbarmungslosen Federkrieg gegeneinander führten. Indessen ging der Tumult bald zu Ende, und schon der herbst brachte die Ernüchterung mit sich. Nach Niederwerfung der verschie- denen Rufstände war die Staatsgewalt allmählich wieder erstarkt: Nüchternheit, Nuhe und Ordnung gewannen mit der Zeit die Oberhand. Die Flinten, Piken und Säbel wurden wieder in die Ecke gestellt, und Leisten und Hobelbank traten wieder in ihre Rechte. Dennoch war eine große Veränderung vorgegangen. Das alte Preußentum war dahin,- im Volke hatte der Gedanke an ein einiges Deutschland in- zwischen Wurzeln geschlagen. 219. Nach der Schlacht bei Käniggrätz. Aus de in Tagebuch Kaiser Friedrichs, solche Augenblicke müssen erlebt sein, beschreiben lassen sie sich nicht! Heiße Darckgebete stiegen zu Gott empor, ich möchte sagen Stoßgebete; dann muß man wieder sich in die Sachlage ver- tiefen, überall hinsehen, aufpassen ruid darf kaum den mit Leichen und Verwundeten besäten Boden betrachten, wo alte Bekannte, die man kurz zuvor lebensfroh in den Kampf hineinrücken sah, hin- gestreckt liegen. Zu unsern Füßen um Rosberitz herum wütete der Kampf; aber es war bereits das ausgesprochenste Rückzugs- und Nach- hutgefecht. Der Himmel begann sich aufzuklären, und Sonnen- streisen sielen auf die blutige Walstatt. Als mir eben der Helden- tod des Generalleutnants von Hiller und seines zweiten Adjutanten, des hoffnungsvollen Leutnants Theißen vom 4. Garderegiment zu Fuß, gemeldet wurde und das Gefühl des Schmerzes über so viele Verluste anfing, sich Geltung verschaffen zu wollen, hörte ich Hurra rufen. Wir glaubten, der König komme, aber es war Fritz Karl. Schon von weitem schwenkten wir uns mit unsern Mützen zu und fielen uns dann unter dem Hurrarufen der Truppen meines äußersten rechten und seines äußersten linken Flügels, mit denen ich unfern: König ein begeistertes Hurra brachte, in die Arme. Auch solche Begrüßungen wollen erlebt sein; vor zwei Fahren umarmte ich vor Düppel ihn als Sieger, heute waren wir beide Sieger, und nach dem harten Stand seiner Truppen hatte ich die Entscheidung des heutigen Tages mit meiner Armee herbeigeführt.

7. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 471

1911 - : Crüwell
471 Dörfer, um noch weitere Erkundigungen einzuziehen und den König auszusuchen. Ich sprach längere Zeit mit den Mannschaften des 27. Infanterieregiments. Sie sagten wie aus einem Munde: „Daß Sie heute kommen sollten, wußten wir alle; wir hatten einen harten Stand im Walde bei Sadowa, bis es ans einmal hieß: Da kommt er, da kommt er! Nun ging alles wieder gut; aber es war hohe Zeit, daß Sie kamen." Diese einfache, schlichte Darlegung der Sach- lage machte auf mich einen tiefen Eindruck. Ein Schlachtfeld zu bereiten ist grauenvoll, und es lassen sich die entsetzlichen Verstümmelungen, die sich dein Blick darbieten, gar nicht beschreiben. Der Krieg ist doch etwas Furchtbares, und der- jenige, der mit einem Federstrich am grünen Tisch den Krieg herbei- führt, ahnt nicht, was er heraufbeschwört. Unerwartet begegnete ich zunächst Verwundeten vom 51. Infanterieregiment, unter ihnen Hauptmann Hiebe, ehemaliger Untergebener von mir, 1l. Insanterie- regiment, der in den Fuß geschossen war. Ein schwerverwundeter Grenadier vom 2. Garderegiment rief mich an: „Ach, lieber Herr Kronprinz, lassen Sie mich doch transportieren." Major von Erckart vom 2. Garderegiment, verwundet, wie es hieß hoffnungslos, fuhr in einem Fohanniterkrankenwagen an uns vorbei. Er konnte nur mit schwacher Stimme auf meine Erkundigung antworten. Dann traf ich das Kolberg-Grenadierregiment und die Blücherhusaren von meinen: pommerschen Armeekorps; eine unerwartete Freude, diese gerade hier zu sehen. Endlich, nach vielem Suchen und Fragen, fanden wir den König; ich meldete ihm die Anwesenheit meiner Armee auf dem Schlachtselde und küßte ihm die Hand, worauf er mich umarmte. Beide konnten wir eine Zeitlang nicht sprechen, bis er zuerst wieder Worte fand und nur sagte, er freue sich, daß ich bisher glückliche Erfolge gehabt, auch Befähigung zur Führung bewiesen. Er habe mir, wie ich wohl durch sein Telegramm wisse, für die vorhergegan- genen Siege den Orden pour le mérite verliehen. Fenes Telegramm hatte ich nicht erhalten, und so überreichte mir denn mein Vater und König aus dem Schlachtfelde, wo ich den Sieg mit entschieden, unsern höchsten Militärverdienstorden. Ich war tief davon ergrif- fen, und auch die Umstehenden schienen bewegt. Es war ein wun- dervoller Abend geworden, und gerade während unserer Begrüßung ging die Sonne in ihrer ganzen Pracht unter. Bismarck, ebenso sämtliche Offiziere vom Königlichen Hauptquartier wie auch mein ganzer Stab wohnten dem bei. Nun hatte ich noch eine längere Besprechung mit dem Könige, in der ich ihm angelegentlichst die Generale Blumenthal und von Steinmetz empfahl, denn diese beiden

8. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 202

1911 - : Crüwell
202 Berliner und Landsmann. Er sprach und hörte gern von der Reichshauptstadt sprechen, und bei dieser Gelegenheit stieß er seine Seufzer aus. Die galten der kühlen Weiße. Der andere war ein fahrender Schlesier gewesen, gemütlich und sangeslustig und leicht. Ein stiller Kamerad aber war der dritte, immer verschlossen und gewöhnlich abseits. Wir ließen ihn gewähren. Niemand wußte recht, woher er kam, und was er eigentlich gewesen. Vier Wochen waren wir weiter. Auf schwarzen Sturmstügeln zog das Jahr l904 in das Land. Eine sorgenschwere Zeit begann. Der Soldat, der in Gobabis gewesen war, hatte unter andern: auch erzählt, daß es unter dem Hererovolke heftig gäre. „Es ist ein unruhiges Hin und Her unter dem Volke," hatte er gesagt. „Keiner in Gobabis weiß, was das zu bedeuten habe. Die Schwarzen zei- gen freche, protzige Gesichter und kaufen dies und jenes gegen die Ochsen, die sie früher niemals hergegeben hätten. Besonders kaufen sie Pferde und Sattelzeug. Und auf den Werften sieht man sie zu- sammen. Das ist da ein heimliches Tuscheln und Kopfzusammen- stecken. Und wenn man kommt, steht keiner auf, und wenn man da ist, sieht man nur kalte, höhnische Blicke. Man weiß nicht, was in das Volk gefahren ist." Wir hatten bereits August, und wir hörten oft den Namen Hendrik Witboi. Und wir hörten: „Er ist unzuverlässig. Er treibt falsches Spiel. Er meint es nicht ehrlich," und wie die Leute eben sagten. Mein Freund aber sagte: „Gott schütze uns vor einem Auf- stande der Hottentotten!" Mehr sagte er nicht. Im Oktober stand Hendrik Witboi auf, der alte gefesselte Löwe der Naukluft. Der alte Löwe stand auf und schüttelte die gelbe Mähne und stieß den Orlogruf hinaus in das wunde wehe Land. Und seine Leute hörten ihn, und alle gelben Stämme sprangen auf, einer nach dem andern, vom sandigen Meeresstrande bis hinüber zur Kalahari. Eine gierige, todesmutige, schnelle Meute stand auf. Wer hat sie miterlebt, diese Zeiten? Wer die Stunden von Kub und Rietfontein? Wer hat sie miterlebt, die Tage von Raris und Rietmond? Wer, ja wer die Wochen am Hudup und Auob, von Haruchas und Zwartfontein, in Stamprietfontein und Groß- Nabas? Wer hat sie erlebt? Der stehe auf und erzähle unserm Volke die Kämpfe seiner Söhne und seiner Helden! Ein jeder stehe auf und erzähle! Ein jeder ist anhörenswert. Ein jeder wird von neuen Wunden, von Heldentaten und toten Helden erzählen. Das darf nicht vergessen werden! Eingetragen muß es stehen in den Annalen unsers Volkes! Und das darfst du nicht vergessen, du Land am Nossvb und Swakop! —

9. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 470

1911 - : Crüwell
470 Meine Gedanken waren jetzt bei meiner Frau, meinen Kin- dern, meiner Mutter und Schwester. Unser Heimgegangener kleiner Sigismund schwebte mir vor, als ob sein Tod der Vorläufer eines großen Ereignisses in meinem Leben hätte sein sollen. Aber Siege ersetzen nicht den Verlust eines Kindes, vielmehr bricht der bohrende Schmerz unter solchen gewaltigen Eindrücken sich erst recht Bahn. Aber ich mußte mich daran erinnern, daß hier keine Zeit sei, irgendwelchen Gefühlen nachzugeben, daß vielmehr alle Gedanken nur auf den geschlagenen Feind, aus die richtige Benutzung des er- fochtenen Sieges gerichtet werden mußten. Ich machte darum meine Adjutanten auf diese Notwendigkeit aufmerksam, daß es vor allen Dingen auf die sofortige Verfolgung der Österreicher ankomme, und schickte Fasmund zu Steinmetz mit dem Befehle, sofort die Verfolgung des Feindes zu übernehmen. Der Geschützkamps dauerte noch immer fort, entfernte sich aber, und es gab nun eine kleine Pause, während welcher wir Nach- richten einsammelten, auch die Toten und Verwundeten aufsuchen konnten. Anton Hohenzollern war schwer getroffen, Graf Dohna vom ostpreußischen Fügerbataillon lag, durch die Brust geschossen, unweit von der Leiche von Theißens, dem wir noch Schärpe und Kette für die Seinigen vom Halse abnahmen. Dohna trug mir noch Grüße für seinen Vater auf und konnte mir noch sagen, daß vom Bataillon nach einer ungeheuren Salve österreichischer Fäger nur noch zwei Offiziere gesund geblieben. Leutnant von Pape vom 2. Garderegiment zu Fuß, der einzige Sohn des Kommandeurs, ward, von drei Kugeln getroffen, vorübergetragen; ich umarmte ihn, den ich von Kind auf kannte, im Namen seines Vaters; daneben meldete mir Leutnant Lorius vom 2. Garderegiment zu Fuß, er habe ein Geschütz erobert! Nie werde ich den ernsten Ausdruck der Züge Kessels vergessen, als wir uns hier begegneten, indem er das 1. Garderegiment vor Ehlum sammelte. Am uns herum lagen oder humpelten so viele von den wohlbekannten Gesichtern der Potsdamer und Berliner Garnison! Feder hatte etwas zu erzählen. Fammervoll sahen diejenigen aus, die sich ihrer Gewehre als Krücken bedienten oder von mehreren gesunden Kameraden die Höhe hin- aufgeführt wurden. Am schauerlichsten aber sah eine österreichische Batterie aus, deren gesamte Bedienung und Bespannung erschossen lag. So jagten sich die verschiedenartigsten Eindrücke in jeder Se- kunde an einem vorbei. Es kam nun ein königlicher Befehl, daß General von Her- warth mit seinen: 8. Armeekorps den Feind verfolgen, alles andere aber auf dem Schlachtfeld biwakieren sollte. So beritt ich jetzt die

10. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 472

1911 - : Crüwell
472 hohen Militärs hatten wesentlichen Anteil an allen meinen Anord- nungen. Se. Majestät gewährte meine Bitte, General von Steinmetz für seine Verdienste den Schwarzen Adlerorden zu verleihen, und setzte auf meinen Vorschlag fest, der Schlacht den Namen „König- grütz" zu geben. Wir ritten nun wieder über Lhlum, um zu versuchen, in Horenowes Nachtquartier zu finden, aber die in Königinhof geblie- bene Bagage konnte nicht vor morgen früh eintreffen. Nach vielen Irrgängen, wobei alle Greuel des Schlachtfeldes bis in die Dunkel- heit hinein uns verfolgten, erreichten wir obengenannten Ort, der bereits 3000 österreichische Gefangene beherbergte. Die Truppen biwakierten aus allen Teilen des Schlachtfeldes, nur wenige sangen. Wie aber oft neben dem Ernsten das Kölnische weilt, so auch hier. Eine Anzahl Infanteristen verfolgte ein zahmes Schwein, um diesen Braten ani Biwakseuer genießen zu können. Die Hetzjagd ging die Kreuz und Quer, bis zuletzt sogar der Re- volver in Tätigkeit gesetzt wurde; und dicht neben dieser Szene lagen haufenweise die Leichen der Kavalleristen von dem heftigen Gefecht, das nachmittags an: Fluß von Ehlum stattgefunden hatte. Wir richteten uns in einem völlig leeren Hause ohne Möbel ein mit Streu und dergleichen, und nachdem wir den ganzen Tag über nur voll Brot und Kognak gelebt hattell, nährten wir uns am Abend auch nur voll einem zufällig gekauften Marketender- kommißbrot. Wir hatten von vlorgells 8 Uhr bis abends V»9 Uhr zu Pferde gesessen, schliefen also trotz der sabelhasteil Herberge gut, - sofern die Aufregungen eines solcheil Ereigrlisses einen in Ruhe lassen konnten. Unsere armen Pferde hatten wir weder füttern noch tränken können. Wo ich Bagagewagen begegnete, raufte ich Heu ails ulld gab's meinem treuen Eairn-Gorum aus der Hand zu fressen. Der Fuchs hatte mir heute wieder vortreffliche Dienste geleistet. Ich fühlte, daß heute für Preußen einer der bedeutungsvollsten Tage eingetreten war, und bat Gott, den König und seine Räte zu erleuchten, damit auch die richtigen Folgen für Preußens ulld Deutschlands Heil und Zukmlft daraus erwüchsen. Lebhaft habe ich die Nacht voil meiner Frau und meinen Kindern geträumt! 220. Brief des Königs Wilhelm an die Königin über die Fahrt nach Berlin. Berlin, 15. Juli 1870. eine Reise also glich in und von Ems bis hier einem Tri- umphzuge; ich habe so etwas nicht geahnt, nicht für mög- lich gehalten. Alle Bahnhöfe überfüllt, auch die, wo nicht
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 4
6 0
7 3
8 0
9 0
10 1
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 8
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 1
37 5
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 2
18 0
19 8
20 0
21 0
22 0
23 3
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 4
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 2
78 0
79 0
80 0
81 1
82 0
83 0
84 0
85 1
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 69
1 30
2 35
3 64
4 16
5 20
6 145
7 42
8 12
9 67
10 20
11 15
12 134
13 112
14 10
15 3
16 12
17 10
18 5
19 43
20 19
21 23
22 8
23 2
24 73
25 72
26 41
27 15
28 111
29 29
30 49
31 40
32 68
33 264
34 73
35 32
36 10
37 6
38 9
39 60
40 73
41 14
42 174
43 116
44 29
45 24
46 75
47 49
48 15
49 18
50 159
51 439
52 56
53 22
54 52
55 65
56 13
57 16
58 39
59 301
60 18
61 42
62 30
63 16
64 14
65 58
66 48
67 35
68 19
69 3
70 16
71 94
72 19
73 20
74 5
75 49
76 8
77 11
78 14
79 25
80 49
81 598
82 24
83 46
84 86
85 8
86 17
87 28
88 25
89 83
90 12
91 24
92 10
93 41
94 30
95 32
96 56
97 29
98 39
99 16
100 272
101 31
102 192
103 37
104 34
105 6
106 34
107 56
108 1
109 34
110 68
111 135
112 34
113 70
114 75
115 10
116 91
117 25
118 6
119 32
120 4
121 87
122 16
123 91
124 89
125 127
126 16
127 48
128 5
129 65
130 13
131 169
132 12
133 66
134 25
135 7
136 181
137 55
138 17
139 16
140 39
141 13
142 90
143 54
144 37
145 34
146 17
147 12
148 11
149 18
150 25
151 72
152 186
153 26
154 27
155 91
156 94
157 60
158 7
159 31
160 50
161 24
162 10
163 16
164 24
165 22
166 72
167 19
168 74
169 54
170 29
171 22
172 22
173 87
174 14
175 314
176 40
177 155
178 15
179 124
180 22
181 11
182 133
183 322
184 42
185 27
186 22
187 30
188 29
189 14
190 2
191 17
192 29
193 45
194 17
195 64
196 223
197 30
198 55
199 28